
Die Kirche entdecken – den Glauben finden
Scuvierer la baselgia – anflar la cardientscha
Las truccas a Sagogn
Das (Chor)gestühl in Sagogn
Ina caussa particulara en la baselgia da Sagogn ein en mintga cass las truccas resp. sutgas da chor che sesanflan ella nav laterala viers sid.
La trucca dils nobels datescha entuorn igl onn 1670. Ella muossa ils uoppens dalla famiglia de Mont – Löwenberg (Schluein). A miez denter lezs, igl uoppen
dils Demonts e Castelli a St. Nazar.
Das mit Wappen reich verzierte Adelsgestühl wird nicht Chorgestühl genannt, da es sich nicht im Chor, sondern im Kirchenschiff befindet. Im Gegensatz zum Chorgestühl ist diese besondere Sitzgelegenheit nicht für den Klerus, sondern für die Laien bestimmt. Im Fall von Sagogn für die Adelsfamilien, an anderen Orten auch für gewisse Zünfte.
In Zusammenhang mit den darauf sichtbaren Wappen der Familie Castelli liess sich folgende Information finden:
Castelli San Nazaro
Adelsfamilie, ursprünglich aus Como, seit dem 13. Jh. auch im Veltlin sesshaft, v. a. in Morbegno. Ein Zweig liess sich im 17. Jh. in Sagogn nieder. Peter Anton gelangte durch Heirat mit Anna von Mont, Vella, in Mitbesitz von Schloss Löwenberg in Schluein. Sein Sohn Joseph Ludwig wurde 1666 Bündner Landsmann, bürgerte sich 1671 in Sagogn ein, erwarb 1672 dort den Turm zu Fraissen (früher Jochberger Besitz), dem er ein neues Hauptgebäude anfügte, und war 1679 Landvogt von Maienfeld […].
Martin Bundi In: Historisches Lexikon der Schweiz
Das Chorgestühl, das sich rechts und links des Südausgangs befindet, sind zwei Priestersitze. Sie waren ursprünglich Teil des Chors der Kirche von Sagogn
und datieren aus dem 18. Jahrhundert.
Herzliche Einladung zur Entdeckung dieser Besonderheit der Kirche in Sagogn. Gerne dürfen Sie auch Platz nehmen und einen Moment innehalten.
Das Sitzen im Gottesdienst
Das Sitzen ist sowohl im privaten alsauch im kirchlichen Kontext verbunden mit Entspannung und Zuhören. Dass Kirchen heute Sitzmöglichkeiten bieten,
erscheint selbstverständlich.
Das war jedoch nicht immer so. Frühchristliche Kirchen hatten keine Bänke und Stühle für das Volk. Dafür gab es einen Stuhl in der Kathedrale, der Bischofskirche. «Kathedra» bedeutet «Lehrstuhl des Bischofs». Das weist darauf hin, dass der Bischof während seiner Lehre bzw. Predigt sass. Nichts Ungewöhnliches in der Antike, denn auch die Philosophen sassen, während sie lehrten.
Heute sieht die Liturgie vor, dass die Mitfeiernden während der Lesung, der Predigt und während der persönlichen Stille nach der Kommunion sitzen. Zu hoffen bleibt, dass sie trotz des Sitzens dem Wortlaut folgen und innerlich mitgehen, damit die Menschen auch während des Gottesdienstes nicht passiv
bleiben oder gar erstarren.