In der Finsternis gehen
Es heisst, wir sollen Strom sparen und somit auf unnötiges Licht verzichten. Sicherlich ein sinnvoller Appell, den wir jedoch auch langfristig befolgen sollen. Ich bin gespannt, wie konsequent die Menschen das Stromsparen auch in Bezug auf die Weihnachtsbeleuchtung befolgen.
Eine Adventszeit mit weniger Lichterketten und sonstigen Beleuchtungen begrüsse ich. Ich hoffe, dass der Advent dadurch etwas mehr von seinem ursprünglichen Charakter zurückbekommt, nämlich als eine Zeit der Besinnung, der Schlichtheit und inneren Vorbereitung auf Weihnachten. Ich empfinde den Appell des Stromsparens demnach als Chance.
Die prognostizierte Energieknappheit hat auch uns als Seelsorgeteam inspiriert, der Dunkelheit bzw. der Finsternis, einen thematischen Platz in der Adventszeit zu gewähren. Wie naheliegend ist der Bibelvers aus dem Jesajabuch, der in jedem Gottesdienst an Heiligabend vorgetragen wird: Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht.
Finsternis bedeutet Unsicherheit, Angstgefühle kommen auf, man fühlt sich orientierungslos. Das betrifft die reale Finsternis aber auch die Finsternis, die durch besondere Lebensumstände hervorgeht: Krieg, Pandemie, finanzielle Sorgen, Krankheit, Verlust, um nur einige zu nennen.
Finsternis bedeutet jedoch auch, die Sinne zu schärfen, weil das Sehvermögen eingeschränkt ist. Somit ist ein aufmerksames Zuhören oder ein behutsames Tasten angezeigt. Kann uns das vielleicht auch ein Impuls für die Adventszeit sein? Z.B. den Mitmenschen und der Schöpfung Gehör zu schenken und die Dinge in unserem Leben behutsam in die Hände zu nehmen?
Tgi che sesanfla el stgir vesa meglier las steilas. Quei proverbi sa medemamein esser in impuls per caminar tras igl Advent, viers Nadal. Alzar l’egliada, far stem da tut quei che glischa, malgrad il stgir, e schar empalar dil tschiel.
Ich wünsche uns allen, dass das Weihnachtsfest, das Kommen Jesu in die Welt, uns helle Orientierung und tiefempfundene Hoffnung schenke. Ich wünsche uns, dass wir, die aus der Finsternis kommen, das Geschenk des Lichtes auf besondere Weise erfahren.
Flurina Cavegn-Tomaschett, Pfarreiseelsorgerin