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Früher kam ich mit dir – nun kamst du mit mir

Einer der Söhne trug den von der Familie verfassten Lebenslauf vor. Die Worte liessen einen Menschen aufscheinen, der in bescheidenen Verhältnissen gelebt, in seinem Beruf als Bauer und Viehhändler in starkem Bezug zur Natur gestanden und mit seinen Lieben ein enges Familienleben geführt hatte. Was mich jedoch besonders berührte waren die Worte, mit denen der Sohn, der nun den elterlichen Hof bewirtschaftet, seine Beziehung zum Vater beschrieb: „Sagen wir es so: Früher kam ich mit dir – nun kamst du mit mir.“ Auf eine besondere Art und Weise hatten mich diese Worte bewegt. Sie hatten mich mehr bewegt als manche Predigt, die ich in meinem Leben gehört hatte. Sie beschrieben die enge Bindung zwischen Kinder und Elternteil genauso, wie die Bindung in anderen engen, dauerhaften zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie beschrieben die Dauerhaftigkeit von Beziehungen, die sich während des Lebens verändern dürfen bzw. auch sollen. Sie beschreiben das einander Begleiten und Beistehen aber auch das Vertrauen und Loslassen.

„Wir alle sind Kirche – nus tuts essan Baselgia“, so heisst eine Rubrik im Agendateil unseres Pfarreiblatts. Jeden Monat stellen sich Menschen vor, die sich konkret in unseren Pfarreien einsetzen und damit dazu beitragen, die Kirche Jesu Christi mit lebendigen Steinen zu gestalten. Die Worte in der Trauerfeier waren meines Erachtens ebenso ein Beispiel, dass alle Getauften mit dem Heiligen Geist beschenkt und aufgerufen sind, von der Guten Botschaft in der Welt Zeugnis zu geben. Das Beispiel dieser familiären Beziehung kann nämlich uns allen Beispiel sein, uns für tiefe und gelingende Beziehungen einzusetzen. Ebenso zieht das Beispiel einen Bogen zu unserer Beziehung zu Gott, der uns wie ein Vater und eine Mutter durch unser Leben begleitet. Und auch da darf diese Dynamik des Führens und Geführtwerdens zum Ausdruck kommen.

Wie ähnlich sind die Worte auch dem biblischen Zitat im Buch Ruth, wo es heisst: „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein“ (Rut 1,16f).

Flurina Cavegn-Tomaschett, Pastoralassistentin

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