
Oktober: Heilige Pforte
Gemeinsam mit vielen anderen Pilgerinnen und Pilgern beschritten wir den eigens dafür vorgesehenen Weg zum Vatikan. Der Bischof trug das Kreuz, wir sangen und beteten – Schritte voller Erwartung. Ich hatte mir das Durchschreiten der Heiligen Pforte als stillen, tiefen Moment vorgestellt. Doch die Menge, das Gedränge, die Stimmen der Menschen – all das liess keine meditative Ruhe zu.
Und doch: Vielleicht liegt gerade darin eine Wahrheit. Glaube geschieht selten im perfekten Augenblick der Stille, sondern mitten im Leben – zwischen Schritten, Begegnungen und Stimmen. Der Weg bleibt heilig, auch wenn er laut ist.
Heute, am Gedenktag von Madeleine Delbrêl, wird ihr Wort besonders lebendig:
„Gott finden wir nicht in der Abgeschiedenheit, sondern mitten auf der Strasse, mitten unter den Menschen.“
Vielleicht war es genau dort, in der Bewegung der Vielen, dass ER uns begegnet ist – in der lebendigen, lauten Heiligkeit des Alltags.
Flurina Cavegn-Tomaschett, Seelsorgerin